"Und da packt mich auf einmal der Ehrgeiz"


TG-Präsident Georg Schäfer walkt mit beim ersten Hochheimer Weinbergslauf / Begeisterung über die gute Organisation

Hochheimer Zeitung 30. September 2005

(gs) - Es ist 10.40 Uhr, als ich am Sammelplatz eintreffe. Dort herrscht schon ein unglaubliches Gedränge, aber schnell erfahre ich: "Rechts gibt's die Startnummern, links die Chips für die Zeitmessung." In der Warteschlange treffe ich schon viele Bekannte, ja, es trifft sich anscheinend halb Hochheim und dazu noch viele Laufgruppen aus der Umgebung. Viele ziehen sich gleich das grüne Weinbergslauf-T-Shirt über. Ich bekomme leider keines mehr, da ich eine Startnummer über 450 habe.

Auf einen Zeitmessungschip verzichte ich, weil ich (noch) denke, für mich als Walker sei die Zeit doch nicht so wichtig. Dann geht's auch schon auf die Straße zur Aufstellung. Eng wird's da, und ich sortiere mich im hinteren Bereich ein, damit die schnellen Läufer vorne wegeilen können. Dann hört man die Stimme der Bürgermeisterin, wie sie den Start ankündigt. Und dann zählen alle mit: fünf, vier, drei, zwei eins - der Schuss ertönt und der 1. Hochheimer Weinbergslauf ist gestartet. Ich drücke auf meine Sportuhr und laufe los. Das ist aber mit den Nordic-Walking-Stöcken gar nicht so einfach, obwohl ich schon ganz an der Seite laufe. Schließlich will ich weder jemanden verletzen noch zum Stolpern bringen. Deshalb weiche ich erst mal auf die Wiese neben dem Weg aus und überhole so einige Walker. Dann kommen mir Bedenken: Bin ich zu schnell, halte ich das Tempo 7,5 km durch? Ich kontrolliere meine Pulsfrequenz: ziemlich hoch, aber noch im grünen Bereich. Als sich die Läufer und Walker hinter den Hochheimer Mainterrassen so langsam sortiert haben, finde ich mich schnell hinter einer Gruppe von fünf Frauen, deren Tempo ich als sehr angenehm empfinde. Ich hänge mich dran und bleibe da, auch als sich die Strecke in Richtung Flörsheim zieht und ich bereue, dass ich keine Kopfbedeckung aufgesetzt habe. Denn die Sonne brennt mir ganz schön ins Gesicht.

Da kommt auch schon die Getränkestelle vor dem Durchgang unter der Bahnlinie. Die Treppen am Aufstieg sind gemein, und danach muss ich doch ein paar Meter das Tempo zurücknehmen. Aber ich finde wieder zu meinem Rhythmus, und bald sehe ich das Schild mit der 3, das heißt schon drei Kilometer geschafft! Nun stehen immer öfters an den Weggabelungen Zuschauer, die klatschen und uns anfeuern. Das tut gut! Unterhalb der Kirche sorgt Familie Stichel für erneute Wasserzufuhr, und nach dem kurzen Anstieg weiß ich, jetzt geht's nur noch bergab.

Nach der Unterquerung der Autobahn naht der Endspurt auf dem Hochwasserdamm. Vorher gibt es noch eine (die einzige!) unschöne Szene, als ein Radfahrer sich partout nicht an die Anweisung hält, den unteren Weg zu benutzen, sondern auf der Laufstrecke weiterfährt und nicht an üblen Schimpfwörtern spart. Aber das ist vergessen, als das Ziel ins Blickfeld kommt. Und da packt mich - kaum zu glauben - auf einmal der Ehrgeiz. Ich spüre noch ungeahnte Kraftreserven und will es wissen. So lasse ich es mir nicht nehmen, auf die letzten 50 Meter noch einige Mitwalkerinnen zu überholen. Glücklich und total außer Atem laufe ich an den vielen applaudierenden Zuschauern vorbei ins Ziel und stoppe meine Zeit. Mit der bin ich zufrieden und will jetzt nur noch etwas trinken. Leider sind die 550 Flaschen Apfelschorle schon leer - da haben sich wohl auch Nichtläufer bedient. Aber ich habe noch Wasser in meiner Trinkflasche, und dann geht es sowieso zum Brötchen- und Kuchenbüffet. Toll, was die Helferinnen und Helfer der TG da alles aufgebaut haben! Sie haben alle Hände voll zu tun, denn die Nachfrage ist riesig. Und schneller als gedacht ist alles aufgegessen. Draußen reichen schon bald die Tische und Bänke nicht mehr aus, also werden immer mehr rausgetragen und aufgestellt. Bis runter auf die Wiese unterhalb des Kanuclubs sitzen die Gruppen zusammen und warten auf die Siegerehrung. Erfahrungen werden ausgetauscht. Es herrscht durchweg Begeisterung über die gute Organisation. Auch erfahrene Läufer, die viele ähnliche Events mitgemacht haben, sind des Lobes voll, insbesondere weil es sich um den ersten Hochheimer Lauf handelte. Es kommen auch Anregungen, was man verbessern kann. Immer mit dem Zusatz: "Keine Kritik, nur Anregungen!" Schließlich die Siegerehrung - leider etwas zu sehr in die Ecke gedrückt und ohne Treppchen - mit viel Applaus und dem Dank an die Organisatoren, Helferinnen und Helfer. Schon kurz danach werden die Ergebnisse ausgehängt, und alle Teilnehmer können ihre Platzierung nachschauen. Gut gestärkt und mit inzwischen wieder beruhigtem Puls mache ich mich auf den Weg nach Hause und freue mich schon auf den 2. Hochheimer Weinbergslauf.

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Georg Schäfer auf der Zielgeraden